Meditation


Was ist eigentlich…ein Talar?

„Mama, du hast deinen Altar vergessen!“,

erinnerte mich mein Sohn, als er klein war, oft, wenn ich aus dem Haus in die Kirche gegangen bin. „Das ist kein Altar, das ist ein Talar, aber danke fürs Erinnern.“, war stets meine Antwort. Das Wort und die Sache waren damit nicht erklärt. Was ist das eigentlich, ein Talar, und warum tragen evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer den im Gottesdienst?

Das Wort Talar kommt aus dem Lateinischen: „talus“, das ist der Fußknöchel und so ist ein Talar ein Gewand, das bis an die Fußknöchel reicht. Ursprünglich wurde solch ein Talar im Mittelalter an den Univertäten durch die Professoren getragen, es war ein Gelehrtengewand. Die Priester trugen dagegen das weiße Messgewand, das heute noch von katholischen Priestern getragen wird. Martin Luther trug für seine Predigten den schwarzen Talar, den er auch als Universitätsprofessor der Theologie trug. Er wollte mit dieser Kleidung die Verkündigung und Lehre des Wortes Gottes in seinen Gottesdiensten in den Mittelpunkt stellen. Zur Feier des Abendmahls trug er allerdings noch das Messgewand.

Erst durch König Friedrich Wilhelm III. wurde der Talar 1811 in Preußen für christliche wie jüdische Geistliche, Richter und andere königliche Beamte verbindlich eingeführt. Und so ist der Talar in Deutschland zur Amtstracht der evangelischen Pfarrer geworden. In unserer Landeskirche, der EKHN, übrigens immer noch in der preußischen Form.

Außerdem ergänzt bei uns ein Beffchen den Talar, das ist ein Stück weißer Leinenstoff, der im Halsausschnitt getragen wird. Ursprünglich sollte es den Talar vor Verschmutzungen durch den Bart des Geistlichen schützen. Das ist zwar heute meistens nicht mehr nötig, trotzdem gehört es zur Amtstracht und dient auch als Erkennungsmerkmal. Pfarrerinnen ist es heute freigestellt, ob sie ein Beffchen tragen wollen oder einen weißen Kragen, der über den Talarkragen geschlagen wird.