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Der Ingelheimer Bernd Hartmann erhält für sein 50-jähriges Engagement die EKHN-Ehrennadel


Ehrenkirchenvorsteher, Lektor und Mitbegründer des Fördervereins der Ingelheimer Sozialstation wird geehrt.

Wer Bernd Hartmann etwas über seine Verdienste um seine Heimat-Kirchengemeinde, die Ingelheimer Saalkirche entlocken will, hat es nicht leicht.
Sein nunmehr mehr als 50-jähriges ehrenamtliches Engagement als Kirchenvorsteher und Lektor, als Kümmerer um viele kleine und große organisatorische Dinge in der historischen Saalkirche und als Mitbegründer des Fördervereins der Evangelischen Sozialstation Ingelheim war und ist für ihn selbstverständlich.
Aber wer bei dem 76-Jährigen zuhause einmal einen Blick in das wohlorganisierte, gemütliche Büro wirft, der sieht auf den ersten Blick, dass sich hier (fast) alles um die Kirchengemeinde dreht.
Liebevoll gerahmte Abbildungen der Saalkirche hängen an der Wand, die Regale sind gefüllt mit Ordnern mit Unterlagen zur Gemeinde, aber auch mit theologischer Fachliteratur und etlichen Jahrgängen der „Homiletischen Monatshefte“, die der Lektor Hartmann zur Vorbereitung der von ihm gehaltenen Gottesdienste nutzt.

Kein Wunder, dass dem überaus bescheidenen, freundlichen Mann am 19. Januar 2020 im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes in der Ingelheimer Saalkirche die Ehrennadel der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau verliehen wird.

Alles begann im Jahr 1969 als Bernd Hartmann, geprägt durch das Vorbild seiner auch schon in der Kirchengemeinde engagierten Mutter, in den Kirchenvorstand der Saalkirche gewählt wurde. Seine ruhige, verlässliche Art machte den gelernten Drogisten schnell unentbehrlich. So unentbehrlich, dass er sogar zum Ehrenkirchenvorsteher ernannt wurde.
Auch im Kindergarten, der mittlerweile fast 50 Jahre zur Gemeinde gehört, war er durch seine beiden Kinder von Anfang an, u. a. als Vorsitzender des Elternausschusses, engagiert.

Und 1974 absolvierte er eine Ausbildung zum Lektor, sodass er von nun an auch Gottesdienste halten konnte. Wie vielseitig er hier war, zeigen die Manuskripte seiner Predigten, die er an Fastnacht auch einmal in Versform abfasste. Humorvoll begrüßte er z. B. am 14.2.1988 in seiner Predigt zum Sonntag „Estomihi“ die GottesdienstbesucherInnen mit den Worten: „Meine lieben Ingelheimer! Nüchternbleiber, Frühaufsteher!“

In Mainz geboren, aber schon mit einem Jahr in die Heimatstadt seiner Mutter, Ingelheim, gezogen, waren und sind seine Kenntnisse um die Ingelheimer Verhältnisse für den bzw. die GemeindepfarrerIn der Saalkirche hilfreich. Dankbar erinnert sich die Pfarrerin der Saalkirche, Anne Waßmann-Böhm, an die Anfänge der Zusammenarbeit mit Bernd Hartmann: „Er hatte 30 Jahre mit meinem Vorgänger gearbeitet und mich, als ich vor sieben Jahren in die Gemeinde gekommen bin, ganz genau so akzeptiert und unterstützt – als wäre ich schon immer da gewesen – das ist nicht selbstverständlich. Regelmäßig ist er jeden Montag zu Bürozeiten bei uns im Gemeindebüro vorbeigekommen und hat fraglos jede Aufgabe übernommen, bei der ich verzweifelt bin. ... unser Mann für alle Fälle eben“.
Und wirklich war der Besitzer einer Drogerie immer greifbar, wenn es darum ging, die Kirche einmal für Handwerker zu öffnen, zu zeigen wo die Starkstromanschlüsse, wo die Schlüssel zu jeder einzelnen Tür zu finden sind und so weiter und so fort. Bernd Hartmann hat alles im Kopf, weiß über alles Bescheid.

Aber nicht nur für die alltäglichen Dinge, die für ein reibungsloses Gemeindeleben so wichtig sind, ist Bernd Hartmann von unschätzbarem Wert für seine Kirchengemeinde. Auch übergemeindlich hat er sich engagiert, z. B. als es 1977 darum ging eine Evangelische Sozialstation für das damalige Dekanat Ingelheim zu gründen. Einige Jahre lang warb er in den Kirchengemeinden des Dekanates als Vorsitzender des Fördervereins für die Sozialstation um Fördervereins-Mitglieder z. T. an mehreren Abenden in der Woche. Die Sozialstation gibt es noch heute – eine wichtige Institution für die bessere Versorgung von pflegebedürftigen Menschen in und um Ingelheim.

Für das Gemeindeleben der Saalkirche wurde das auf die Initiative des Ehepaars Hartmann zurückgehende „Karlscafé“ von besonderer Bedeutung. Es lädt bis heute von April bis September jeden Samstagnachmittag mit selbstgemachten Torten und Kaffee und einem 30-minütigen Orgelkonzert ein. Nicht nur Gemeindeglieder, sondern auch kirchenferne Menschen nehmen das Angebot gerne wahr. Dass alles wollte und will organisiert sein und lange Jahre waren Bernd Hartmann und seine Frau, die 2014 viel zu früh verstarb, auch hier die treibende Kraft.

Seit seiner Pensionierung 2008 war Bernd Hartmann dann mehr denn je für seine Kirchengemeinde im (ehrenamtlichen) Dienst.
In jüngster Zeit allerdings muss er aus gesundheitlichen Gründen etwas kürzertreten. Aber der stets ruhige und aufmerksame Mann freut sich, dass seine Tochter Sonja mittlerweile in seine Fußstapfen im Kirchenvorstand der Saalkirchengemeinde getreten ist.

Und so wird wohl auch das Leben der nächsten Generation seiner Familie von der Kirche geprägt sein. Ganz loslassen will der gebürtige Mainzer jedoch noch nicht von seinem lebensprägenden Ehrenamt. Gerade hat er noch mit der Gemeindesekretärin telefoniert und sie daran erinnert, dass einige Glühbirnchen in der Lichterkette für den großen Weihnachtsbaum in der Kirche nicht mehr so ganz funktionieren. Und natürlich geht er noch regelmäßig in den Gottesdienst und freut sich, wenn die Leute sagen, wie gut er sich um alles gekümmert hat. „Das ist für mich eine Genugtuung“. Aber nicht nur die Gemeinde hat von ihm profitiert.

Er selbst fühlt sich von seinem Glauben getragen. „Das Ehrenamt hat mich in meinem Vertrauen zu Gott gestärkt“.