Die romanische Saalkirche in Ingelheim-Mitte (ehem. Nieder-Ingelheim) liegt in der von Kaiser Karl d. Gr. Ende des 8. Jhs gegründeten Kaiserpfalz. Die Pfalzkapelle wurde bei Grabungen nördlich des Kirchgartens im Jahre 2003/04 entdeckt. Der Bau der Saalkirche konnte in die Mitte des 10. Jhs, also die Zeit der ottonischen Herrscher, datiert werden. Den heute sichtbaren figürlichen Schmuck (Kapitelle, Gesichtsmasken, Röllchenfriese) hat Kaiser Barbarossa veranlasst. Im südlichen Querschiff ist ein Steinrelief eingelassen, das Karl d. Gr. darstellt. Dessen legendarischer Geburtsort soll Ingelheim sein. Es dürfte aus dem im 14. Jh gegründeten und von Prager Augustiner-Chorherren besiedelten Karlssift stammen, das in die dem Westportal gegenüber liegende aula regia eingebaut wurde, nachdem die Kaiserpfalz ihre strategische Bedeutung verloren hatte. Nachdem die Saalkirche ca. 150 Jahre Ruine war, wurde sie zu Beginn des 19. Jhs der reformierten Gemeinde zugesprochen und mit verkürztem Langhaus wieder aufgebaut. Die barocke Orgel, Kanzel und Kirchenbänke kaufte man aus dem säkularisierten Weißnonnenkloster zu Mainz an. Der neoromanische Glockenturm wurde 1861 erbaut. In den Jahren 1960-64 hat die Gemeinde das Langhaus wieder auf die Dimensionen der ottonischen Zeit zurückgeführt. Die letzte gründliche Renovierung und der Anbau stammen aus den Jahren 2003/04. Seither ist auch eine touristisch attraktive computergestützte Dauerpräsentation der ottonischen Geschichte der Kaiserpfalz durch die Stadt Ingelheim ins nördliche Querhaus eingebaut. Während der Sommermonate ist die Saalkirche werktags (außer Montag) von 10 bis 17 Uhr geöffnet, sonntags erst nach dem Gottesdienst, ab ca. 11.15 Uhr. In den Wintermonaten können Besucher den Schlüssel im Museum am Francois-Lachenal-Platz ausleihen. Eine ausführliche bebilderte Broschüre über die Geschichte der Saalkirche liegt im Schriftenständer unter der Empore in der Saalkirche aus und ist zum Preis von 3,- Euro zu erwerben. |